Worin unterscheiden sich Dolls aus Silikon und TPE?

Grundsätzlich handelt es sich bei beiden Materialarten um relativ unspezifische Bezeichnungen; vor allem die Gruppe der thermoplastischen Elastomere ist sehr groß, dementsprechend unterschiedlich können auch die erwünschten oder möglicherweise auch unerwünschten Eigenschaften sein.

Tendenziell gelten reine Silikone als hautverträglich, gesundheitlich unbedenklich und vergleichsweise alterungsbeständig. TPE kann ähnliche Eigenschaften aufweisen. Platinvernetzte Silikone sind stabiler als kondensationsvernetzte Silikone; in älteren und besonders billigen Silikonpuppen werden kondensationsvernetzte Silikone eingesetzt, hochwertige Modelle bestehen heute überwiegend aus platinvernetztem Silikon.

Thermoplastischen Elastomere sind meist preiswerter als hochwertiges Silikon und lassen sich vergleichsweise leicht in ihren Materialeigenschaften, beispielsweise in der Drucknachgiebigkeit, steuern. In der Weichheit ist TPE unübertroffen; Silikon muß mit Sililkonöl, Slacker oder ähnlichen Additiven verschnitten werden, um eine vergleichbare Weichheit zu erreichen, ist dann aber auch kein reines Silikon mehr.

Relativ klar definierte Materialeigenschaften gibt es bisher nur bei Silikon-Dolls. Allerdings gibt es keinen Hersteller, der präzise Aussagen zum konkreten Fabrikat oder zu Mischverhältnissen unterschiedlicher Silikone machen würde.

Risse lassen sich bei Silikon-Dolls mit Silikonkleber (z.B. Sil-Poxy) reparieren; für TPE-Dolls gibt es keine vergleichbaren Hilfsmittel, da TPE ja nur eine Materialgruppe bezeichnet. Um Risse in einem bestimmten TPE-Material zu reparieren, ist man bisher auf proprietäre Reparaturprodukte des jeweiligen Herstellers angewiesen.

Ähnliches gilt für permanentes Make-up: Bei Silikon-Dolls kann man auf wasserfeste Silikonfarben (z.B. FuseFX) zurückgreifen, die zu praktisch jedem (platinvernetzten) Silikon kompatibel sind. Aufgrund der Spannbreite von verwendeten TPE-Materialien gibt es bisher keine vergleichbaren Produkte für TPE-Dolls.

Einige Hersteller wie beispielsweise Hitdoll haben ihre Materialien von unabhängigen Einrichtungen prüfen lassen; entsprechende Analysen gibt es sowohl für Silikone wie für TPE.

Sowohl mit Silikon wie auch mit TPE ist es möglich, körperähnliche Weihheit zu erzielen. Der Prozess ist bei TPE einfacher und bei Silikon anspruchsvoller, daher wird in hochpreisigen Spitzenprodukten praktisch ausschließlich Silikon eingesetzt. Eine sehr preiswerte Silikon-Doll kann jedoch auch schlechtere Materialeigenschaften aufweisen als ein vergleichbar teures TPE-Produkt.

Sowohl Silikon- als auch TPE-Produkte können "schwitzen": Bei neuen Silikondolls kann Silikonöl austreten, bei TPE-Dolls kann Mineralöl austreten. Diese Öle können als angenehm oder störend empfunden werden. Bei beiden Materialien sorgt Babypuder oder Maisstärke für eine samtige Oberfläche. Regelmäßiges Pudern nimmt Restöle bei Silikonprodukten nach einer Weile auf, während einige TPE-Produkte dauerhaft "nachölen".

TPE wird unter hohen Temperaturen verarbeitet; viele neue TPE-Produkte haben daher einen chemischen Geruch, der meist nach einer Weile von alleine ausgast. Reine Silikone sind geruchsneutral und haben keinen für Menschen wahrnehmbaren Eigengeruch; verschnittene Silikone können jedoch ähnlich ausgasen wie TPE.

Die Oberfläche von Silikonen ist glatt, die von TPE ist porös. Die Glattheit von Silikonoberflächen kann als angenehm oder auch als künstlich empfunden werden; die Oberfläche von TPE hat gewisse Ähnlichkeiten mit der menschlichen Haut, was als angenehm oder auch als "schuppig" empfunden werden kann.

Eine allgemeingültige und sachlich fundierte Empfehlung für eines der beiden Materialien kann es daher nicht geben. Eine Entscheidung für das eine oder das andere Material bleibt daher zu großen Teilen Geschmackssache. Lediglich wer Ambitionen hat, in der eigenen Werkstatt eine eigene Liebespuppe zu konstruieren, muß sich auf Silikon beschränken: Die Verarbeitung von TPE ist in der heimischen Werkstatt nicht möglich.